Lyserg

Meinem Selbstmodell ausgeliefert, rufe ich ihm träge zu: "Was immer du mich zwingst zu sein, ich werde es sein. Was immer meine von dir überformten Erlebnisse bringen, ich werde sie dir opfern. Ich überlasse mich dem, zu dem du mich führst."

Ich distanziere mich von meiner Wahrnehmung und mein Selbstmodell verschwindet nd ich bin ganz Körper, der seine Umwelt registriert. Alles was vage an mir ist, will ich verteidigen mit der transparenten Fahne, die ich immer bei mir haben will, wenn ich einen Schritt zurück getreten bin von meinem Selbstmodell.

Ich lass mich auf alles ein. Ich weiß, was gut für mich ist und was nicht. Ich bin wie jeder Andere nur ein Mensch. Die Wahrheit interessiert mich nur, wenn sie mir Lust bereitet. Die Unwahrheit kann ein Mittel sein, Unlust zu vermeiden.

Kurz nach Mitternacht. Der Kaffee ist getrunken, der Drone ist justiert, ich warte bis ich mich abstöpseln kann. Mein Zimmer ist ein Atelier. Manchmal passiert was, manchmal nicht. Ich bin der psychedelische Reiter. Alle Klischees verkörpernd, wünsche ich mir zu zerreißen. Der Druck nimmt zu, alles wird ernster, mein Gehirn leuchtet.

High. Swarm Warnings, viel zu viel zu viel zu wenig bekannt ist das, schade ist das, ein großartiger, sumpfiger Schrottplatz, der all diese großartigen Sachen hier beherbergt, die sich absolut nicht in Worte verunglücken lassen: es macht so Spaß, sich die fetten, haarigen Boys vorzustellen, wie sie sich gehen lassen, in ihrer Niedertracht, in ihrer Vergnügungssucht, in ihrer Respektlosigkeit, ihrer Schamlosigkeit, in ihrem Sabber und ihrem Tran ... Ich stelle mir einen Bürgermeister vor, der Schluss machen will mit all diesem widerlich unnützen, aufdringlichen Ungeziefer, seine Partei heißt: der absolute Orgasmus! Ich glaub, ich hab Tom Waits gerade ermordet. Fuck, vielleicht ist Tom Waits gerade gestorben! Die Intensität dieser Musik, von mir hier real gefühlt, muss etwas mit der gegenwärtigen Präsenz der Musiker zu tun haben, eine Verbindung, verstehst du? Ich versteh es auch nicht wirklich, aber ich muss es nicht verstehen, das ist das tolle: es funktioniert auch wenn ich es nicht verstehe. Bin ich ein Konservativer? Ich verheddere mich, ich kann keine Geschichten erzählen, ich denke jedenfalls, Tom Waits ist tot. Kann es nicht sofort überprüfen, weil Tom Waits ganz wo anders ist, hoffentlich sich noch bester Gesudnheit erfreut und sich mal wieder mit Gatmo im Sumpf trifft, im unpatriotischen, sinnlosen, übertrieben-aufgetakelten, geilen Sumpf. Ich weiß nicht, ob Tom Waits tot ist. Im Nekrolog auf Wikipedia tut sich nichts, ich muss damit leben können nicht zu wissen, ob ich noch in der Zeit lebe, in der Tom Waits auch lebt, oder schon in der Zeit, meine lieben Freunde, da er uns allein gelassen hat. Ich höre ihn gerade LS-dermaßen intensiv dass ich befürchten muss, ihn umgefahren zu haben!", verhaspel ich mich, lass wieder Leute sich erklären, warum es wichtig ist, Leute wie mich zu lesen. - Es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren auf das Wesentliche. - Am nächsten Morgen: kein Anzeichen, dass etwas schlimmes passiert ist. Es passiert ja nie etwas schlimmes, außer wenn es passiert und dann können wir trotzdem damit lebem. Die Welt ist etwas Schreckliches! Wenn jeder nur erzählen würde, warum er nicht glücklich sein kann, und dabei so genau ist wie es ihm seine Intelligenz ermöglicht, dann erzählt er die einzig relevante Geschichte.